Wie fängt man an, wenn man über sich selbst etwas sagen möchte? Am besten von vorne, also mit der Kindheit. Wenn ich heute darüber nachdenke, dann bin ich sicher, dass die Leidenschaft, immer wieder neu auf Menschen zuzugehen, tatsächlich aus meinen Kinderjahren stammt, in denen ich ständig den Wohnort wechseln musste. Seit damals fühle ich mich als Migrantin. Anfangs zogen wir bedingt durch die Arbeit meines Vaters häufig um, später zwang mich der Schulbesuch dazu. Schon mit 15 musste ich mein Elternhaus verlassen, damit ich weiter lernen und schließlich studieren konnte.
Mit 20 trat ich meine erste Arbeitsstelle an. Dazu musste ich ganz in den Süden des Landes nach Puno. Das war 1800 Kilometer von meinem Elternhaus entfernt. Dort „in der Fremde“ fuhr eines Morgens ein großer Pickup an mir vorbei. Drinnen sitzen sah ich einen deutschen Schäferhund und einen bärtigen Germanen. Wir lernten uns kennen und schließlich lieben; schon 18 Monate später kamen wir zusammen nach Deutschland. Geplant war eigentlich nur ein Aufenthalt von ein paar Jahren – es wurden 43! Auch in Deutschland habe ich an häufig wechselnden Orten gelebt, bevor ich vor 30 Jahren nach Hessen kam. Seitdem lebe ich hier.
Seit 43 Jahren lebe ich also nun in Deutschland und bin seit einigen Jahren alleinerziehende Mutter. Oft hatte ich Heimweh und ich grübelte über eine Möglichkeit, etwas dagegen zu tun. Mir fehlten nicht nur meine Familienmitglieder, nein auch unser Essen daheim, die Musik, überhaupt die ganze Kultur mit unseren Traditionen. So ist aus meinem Mangel und meiner Not „mi tierra“ geboren worden. Ein kleines Handelsunternehmen, das Produkte aus meiner Heimat vertreiben wollte, um in erster Linie gegen mein eigenes Heimweh anzukämpfen. Lebensmittel und Getränke, kunsthandwerkliche Produkte und Musik waren der Anfang, später kam das Organisieren von „Koch-Events“ und anderen Veranstaltungen hinzu.
Als meine Tochter krank wurde , erhielt ich den Zugang zu meiner Spiritualität, die ich fast vergessen hatte. Ich widmete mich dem peruanischen „Curanderismo“ (Heilarbeit), wie ich sie aus den Überlieferungen meiner Familie kannte. Um meine Tochter heilen zu können, habe ich mich an diese Familienpotentiale wieder angeschlossen und mein Leben nahm damit eine neue Richtung. Ich intensivierte die Zusammenarbeit mit dem Andenschamanen meiner alten Heimat- den Curanderos – was heute ein selbstverständlicher Teil meines Alltags ist. Ich organisiere Veranstaltungen mit Curanderos hier in Deutschland, aber auch Reisen zu den Heilern Perus.
Die logische Konsequenz ist natürlich, dass sich die Produktpalette von „mi tierra“ erweitert hat, um die neue Arbeit gut ergänzen zu können: die schamanischen Produkte gehören mittlerweile zum festen Sortiment. Daraus hat sich wiederum ergeben, dass sich die Zusammenarbeit zwischen peruanischen und deutschen Schamanen intensiviert, was ich aufnehme, so oft sich die Gelegenheit ergibt und sich ein Treffen organisieren lässt.
Ich selbst arbeite oft als Curandera, als Heilerin. Ich biete individuelle Heilrituale oder gebe Lebenshilfe in Krisensituationen. Besonders gerne stelle ich Blumendüfte nach eigener Rezeptur für ganz bestimmte Themen her.
Dadurch bin ich heute sehr glücklich sagen zu können: „mi tierra“ hält etwas für jeden unserer fünf Sinne bereit. „Mi tierra“, also „meine Erde“ können auch Sie dadurch sehen, hören, schmecken, riechen und ertasten!